• @[email protected]
    link
    fedilink
    02 days ago

    Aber wichtig: Er macht das aus, in meinen Augen, Fehlannahmen innerhalb dieses akademischen Felds der "Friedens"Forschung. Er macht das nicht, weil er emotional-intuitiv, oder gar perfide geplant, alles machen möchte, was “dem Westen” schadet, oder “den USA” schadet.

    Das Problem für mich ist, dass die Friedensforschung an sich schon einen “intuitiven” Gegensatz zu “Amerika/Westen/NATO” hat. Das mag historisch durchaus seine Berechtigung gehabt haben, scheitert jedoch momentan an der Situation, in der der imperiale Aggressor eben nicht mehr ‘Amerika’, sondern ‘Russland’ heißt. Die Friedensforschung schaut auf Konflikte in der Tendenz eher so, dass “unsere” Seite der Aggressor ist und will dem ein Gegengewicht sein. Sie bietet jedoch keine realistische Antwort auf die Probleme, die bspw. die Ukraine 2022 hat, als sie überfallen wurde und Waffen zur Verteidigung brauchte. Ich will nicht sagen, dass bspw. van Aken nur emotional-intuitiv argumentiert, sondern dass der Webfehler schon in der Denkschule der Friedensforschung steckt. Der fromme Wunsch des Pazifismus hätte die Ukraine nicht bis heute auf der Landkarte gehalten, dieser stumpfen Wahrheit muss man sich leider stellen.

    Die Linke wird gerade sehr gerne als die total dogmatische Partei dargestellt, die außenpolitisch den Untergang der Welt bedeuten würde.

    Wenn es um Waffenlieferungen geht, vertritt sie auch total dogmatische Positionen. Mir fehlt der Realismus, dass man bestimmte Wünsche zwar als Ziele definiert, aber ebenso offen anerkennt, dass es Situationen gibt, wo man das Gegenteil tun muss. Tut man das nicht, dann landet man eben im Dogmatismus.

    Ich kann nur sagen: Es entwickelt sich gerade viel, mit BSW sind viele alte Dogmatiker raus

    Ja, das wäre ja erfreulich. Ich merke halt nur, dass es viele gibt, die offenbar trotzdem noch partout an alten Zöpfen festhalten wollen und bestimmte Ansichten konservieren wollen.

    • @[email protected]
      link
      fedilink
      22 days ago

      Wenn es um Waffenlieferungen geht, vertritt sie auch total dogmatische Positionen. Mir fehlt der Realismus, dass man bestimmte Wünsche zwar als Ziele definiert, aber ebenso offen anerkennt, dass es Situationen gibt, wo man das Gegenteil tun muss. Tut man das nicht, dann landet man eben im Dogmatismus.

      Prinzipiell finde ich das eine legitime Kritik, allerdings ist für mich noch ein wichtiger Punkt für Dogmatismus nötig: Dass es keine Diskussion, keine Bewegung geben kann, und, dass keinerlei objektive, sondern nur eine affirmierende, Analyse stattfindet. Ich glaube nicht, dass aus Dogmatismus die Einschätzung gemacht wurde, sondern aus einer Fehleinschätzung der Situation.

      Das Problem für mich ist, dass die Friedensforschung an sich schon einen “intuitiven” Gegensatz zu “Amerika/Westen/NATO” hat. Das mag historisch durchaus seine Berechtigung gehabt haben, scheitert jedoch momentan an der Situation, in der der imperiale Aggressor eben nicht mehr ‘Amerika’, sondern ‘Russland’ heißt. Die Friedensforschung schaut auf Konflikte in der Tendenz eher so, dass “unsere” Seite der Aggressor ist und will dem ein Gegengewicht sein.

      Uff, ich bin auch kritisch gegenüber Teilen dieses Bereichs im Diskurs, aber das stimmt so nicht so ganz, selbst bei einem alten Greenpeace-Eisen wie van Aken sind nicht mehr die 70er. Und auch damals wurde z.B. nicht einfach jede sowjetische Aggression abgenickt oder so. Handlungsfähigkeit von Russland, China und co. werden schon anerkannt, der Fokus liegt halt in dem “was können wir selbst machen, ohne den Konflikt zu eskalieren.” Erneut - ich widerspreche bei dem Punkt tatsächlich auch, aber es ist nicht so, dass nur die eigene Seite als Aggressor analysiert und behandelt wird.

      Ich will nicht sagen, dass bspw. van Aken nur emotional-intuitiv argumentiert, sondern dass der Webfehler schon in der Denkschule der Friedensforschung steckt. Der fromme Wunsch des Pazifismus hätte die Ukraine nicht bis heute auf der Landkarte gehalten, dieser stumpfen Wahrheit muss man sich leider stellen.

      Das sehe ich tatsächlich genauso. Wo ich den, noch starken, aber nicht alleinigen, Flügel in der Partei und im politischen Diskurs allerdings noch wertvoll finde, ist, wo er zugleich manchmal sehr richtigerweise Rüstung als eine selbst fast schon dogmatisch gedachte Antwort kritisiert. Trotzdem - Ja, hier bin ich nicht auf Linie, und hier gibt es Diskussionen, mit hin- und herbewegungen. So wie du hoffentlich jetzt auch nicht mehr denkst, dass diese Positionen einem reinen Lagerdenken entspringen.

      Sie bietet jedoch keine realistische Antwort auf die Probleme, die bspw. die Ukraine 2022 hat, als sie überfallen wurde und Waffen zur Verteidigung brauchte.

      Da stimme ich 100 % mit überein. Tatsächlich hatte allerdings auch das politische Establishment keine realistische Antwort. Sanktionen wurden sehr selektiv verhängt, um die eigene Wirtschaft zu schützen. Massive Rüstungsbudgets wurden auch freigegeben - von denen am Ende verhältnismäßig gar nicht viel in der Ukraine gelandet ist. Fast so, als wäre auch im politischen Status Quo anerkannt gewesen, dass es das Grundphänomen der Eskalation gibt (also ist dies nicht etwa eine dogmatische Position der Linken), und es mehr Interessenverflechtungen hinter der Rüstungsfrage gab, als die Bedrohung durch Russland und die Hilfe an die Ukraine. Viele der Waffenlieferungen der USA etwa waren ja vielfach auch ein gutes Geschäft - oft Systeme, die sonst irgendwann teurer verschrottet und ohnehin ersetzt werden mussten. (Um so heuchlerischer jetzt auch Trumps Erpressungsversuche gegenüber der Ukraine, wegen dieser “Kosten”). Und ständig blieben die Lieferungen den Forderungen hinterher - selbst wenn “Hawks” in der NATO lieferten.

      Ja, das wäre ja erfreulich. Ich merke halt nur, dass es viele gibt, die offenbar trotzdem noch partout an alten Zöpfen festhalten wollen und bestimmte Ansichten konservieren wollen.

      Einzelne Menschen mit dogmatischen, veralteten Positionen sind aber auch != eine grundlegend dogmatische Partei. Besonders mit so vielen neuen, jungen Menschen, die jetzt mitmachen, sehe ich nur mehr und mehr Potential für Bewegung, so das man hoffentlich bald eine bessere Position zwischen “keine Waffenlieferungen!” und “neue hohe Rüstungsausgaben - und dafür Neuverschuldung - aber sonst nicht - und wie viel davon tatsächlich an die Ukraine geht, während das Sanktionspotential immer noch nicht ausgeschöpft ist, lassen wir auch offen” gibt.

      Erneut: Meine eigene Position in speziell dieser Frage ist zurzeit nicht die der Linken. Ich bin schon eine Weile Mitglied der Linken. Es wurde nicht diktiert und anhand eines Dogmas festgelegt, was diese Position am Ende war. Und ich habe es nicht empfunden, als wird die Frage von hinten her mit vorher unbewegbarem, feststehendem Ergebnis behandelt. Ich empfinde es schlicht als eine fehlerhafte Position, genauso wie die des politischen Status Quo in meinen Augen fehlerhaft ist, nur mit anderen Prämissen - aber nicht Dogmen.

      • @[email protected]
        link
        fedilink
        22 days ago

        dass keinerlei objektive, sondern nur eine affirmierende, Analyse stattfindet.

        Gab es diese offene, objektive Analyse denn bei den Linken während der vergangenen 3 Jahre Krieg? Denn von Außen sieht man nur eine Partei, die durchgehend die gleiche kategorische Ablehnungshaltung hat und daher diesen dogmatischen Eindruck hinterlässt.

        aber es ist nicht so, dass nur die eigene Seite als Aggressor analysiert und behandelt wird.

        Das nicht. Ich würde aber schon behaupten, dass die Bewegung aus dieser Perspektive erwachsen ist und sie daher in der Tendenz noch immer vorhanden ist. Ich glaube weiterhin, dass es den Anhängern der Bewegung schon leichter fällt, amerikanischen Imperialismus klar zu erkennen und zu verdammen als chinesischen oder russischen.

        wo er zugleich manchmal sehr richtigerweise Rüstung als eine selbst fast schon dogmatisch gedachte Antwort kritisiert.

        Nur, dass wir uns richtig verstehen: Rüstung ist nicht die ausschließliche Universalantwort auf alles. Aber ich denke schon, dass es etwas ist, was wir in diesen Zeiten als ersten Schritt gehen müssen und an dem wir nicht vorbeikommen. Das schließt jedoch keinesfalls andere, weitere Schritte aus.

        Viele der Waffenlieferungen der USA etwa waren ja vielfach auch ein gutes Geschäft

        Gerade deshalb müssen wir ja auch einen Gegenpol schaffen. Nicht liefern, um daran zu verdienen und aus dem Krieg ein Geschäft zu machen, sondern liefern, um tatsächlich zu helfen. Wenn wir das tun würden/könnten, könnten die Amerikaner so zynische Dinge auch nicht abziehen.

        Besonders mit so vielen neuen, jungen Menschen, die jetzt mitmachen, sehe ich nur mehr und mehr Potential für Bewegung

        Ja, ich auch. Insofern bin ich sehr gespannt, wie es mit der Partei weitergeht.

        In jedem Fall vielen Dank für deine Worte und Einsichten!