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Ich möchte ein kurzes und informatives Format zu den vielen verschiedenen Wasserthemen ca. 1x pro Woche bereitstellen. Wenn ihr zu eurem Lieblingsthema schreiben wollt, oder zu einem bestimmten Thema mehr wissen wollt, meldet euch gerne. Also dann, Wissen marsch!

Was ist Trinkwasser?

Trinkwasser ist Wasser, das für den menschlichen Gebrauch insb. als Lebensmittel und im Haushalt, sowie in der Herstellung von Lebensmitteln bestimmt ist. [1] Dazu muss das Wasser in einem chemisch und biologisch unbedenklichem Zustand sein und frei von unangenehmen Trübungen, Gerüchen oder Geschmäckern. Die genauen Anforderungen sind in Deutschland in der Trinkwasserverordnung geregelt. [1]

Wie wird Trinkwasser gewonnen?

Trinkwasser wird in DE v.a. in zentralen Wasserwerken gewonnen. Im ländlichen Raum gibt es z.T. auch noch private Brunnen. Die verschiedenen Quellen sind:

  • Grund-/und Quellwasser - Wasser, das in wasserführenden Schichten im Boden ist, wird per Brunnen gefördert. In DE ca. 70% der Trinkwasserversorgung
  • Oberflächenwasser - Wasser, das direkt aus Seen und Flüssen, sowie Talsperren gewonnen wird. In DE ca. 13 % der Trinkwasserversorgung. Größte Quelle von Oberflächenwasser in DE ist der Bodensee. Dessen Wasser wird bis an die nördl. Landesgrenze BaWüs verteilt. [2]
  • Meerwasserentsalzung - Wasser, dem durch technische Verfahren das Salz entzogen wird. Spielt in DE keine Rolle. Wird v.a. in Saudi Arabien, den Emiraten und Israel eingesetzt.
  • Uferfiltrat - Mischform aus Grund- und Oberflächenwasser. Nahe von Seen und Flüssen wird Grundwasser in Brunnen gewonnen. Durch den entstehenden Sog versickert mehr Wasser aus dem See oder Fluss. In DE ca. 16 % der Trinkwasserversorgung

Wie wird Trinkwasser aufbereitet?

Das Wasser aus den verschiedenen Quellen ist i.d.R. noch kein Trinkwasser. Im Wasserwerk wird es durch verschiedene Verfahren aufbereitet. Die Verfahren sind lokal unterschiedlich, je nach örtlichem Bedarf. In den meisten Wasserwerken wird das Wasser noch mal über Sand oder Siebe gefiltert. z.T. wird zur zusätzlichen Desinfektion Ozon oder UV-Strahlung eingesetzt, oder Chemikalien mit Aktivkohle gefiltert. [3] Euer lokaler Versorger wird dazu mehr auf seiner Webseite haben.

Wie kommt das Trinkwasser zu uns?

Über ein oder mehrere Pumpwerke wird das Wasser im lokalen Leitungsnetz verteilt. Dabei muss ein Mindestdruck gehalten werden, sodass auch im 4. Stock noch Wasser aus dem Hahn kommt. Hochhäuser verfügen nochmals über eigene Pumpen, um den Druck zu halten. Die örtlichen Verteilnetze haben verschiedene Strukturen. Häufig werden sog. Ringleitungen eingesetzt, um einen stetigen Durchfluss zu gewähren. Von den Ringleitungen zweigen dann z.B. Leitungen für eure Straße ab, von der schließlich die einzelnen Hausanschlüsse das Wasser übernehmen. Bei der Gestaltung der Netze wird darauf geachtet, dass Wasser nicht zu lange in den Rohren steht, um eine Erwärmung und Verkeimung zu verhindern. Das kann natürlich auch im Haus passieren, wenn Leitungsstränge länger nicht benutzt wurden. Deswegen wird empfohlen nach längerer Abwesenheit Wasser laufen zu lassen, bis es gleichmäßig kühl ist.

Ist die Versorgung sicher? Wie siehts mit dem Klimawandel aus

Die Qualität des Trinkwassers wird ständig überwacht und unterliegt deutlich strengerer Überwachung, als Wasser das in Mineralbrunnen in Flaschen abgefüllt wird. Das Wasser aus dem Hahn kann ohne Bedenken genossen werden.

Bezüglich der Mengen sehen wir in den letzten Jahren in vielen Regionen in DE, dass durch Dürren weniger Wasser verfügbar ist. An besonders heißen Tagen stoßen die Wasserwerke z.T. an ihre Kapazitätsgrenzen, weswegen lokal z.B. Gartenbewässerung nur Abends erlaubt, oder das Füllen von privaten Pools verboten wird. Für DE wird z.Zt. davon ausgegangen, dass die Menge an Niederschlägen insgesamt ähnlich bleibt. Doch die Verteilung ändert sich, sodass sich vermehrt Phasen langer Trockenheit mit kurzen intensiven Regenfällen abwechseln. Starkregen trägt nur wenig zur Erholung der Wasserressourcen bei, weil der Boden das Wasser nicht so schnell aufnehmen kann. [4]

Deswegen ist ein sparsamer und bewusster Umgang mit der Ressource Wasser zunehmend wichtiger. Das betrifft neben den privaten Haushalten insb. die Industrie. Private Haushalte machen in Deutschland etwa 27% der Wassernutzung aus. 27% Entfallen auf Bergbau und Industrie, und 44% auf die Energieversorgung. [5] Solange thermische Kraftwerke (Kohle, Öl, Gas, Atom) am Netz sind, ist Energiesparen immer auch Wassersparen.

Quellen und weiteres Lesen:

  • tryptaminev 🇵🇸 🇺🇦 🇪🇺OP
    link
    fedilink
    Deutsch
    181 year ago

    Jein. Also es ist richtig, dass die Kanalisation auf ein bestimmten Durchfluss ausgelegt ist, und wenn zu wenig Wasser regelmäßig durchfließt gespült werden muss. Beim Spülen wird aber prinzipiell nicht mehr Wasser verbraucht, als normal. Zum Spülen werden häufig Hochdruckreiniger eingesetzt. Die Leitungen werden dann quasi “gekärchert”. Damit lassen sich dann Ablagerungen auch mit weniger Wasser entfernen, als im normalen Durchfluss. Als Richtwert zur Vermeidung von Ablagerungen in Abwasserkanälen gilt eine Fließgeschwindigkeit von 1m/s. Hier ist auch noch mal der Unterschied zwischen Städten verschiedener Größen interessant. In einer Kleinstadt und noch stärker im ländlichem Raum gibt es sehr deutliche Verbrauchsspitzen morgens und abends. Da ist dann ein “natürlicher” Spülstoß. In Großstädten ist der Wasserverbrauch und der Abwasseranfall dagegen eher gleichmäßig.

    Das Problem dabei ist , dass das Spülwasser natürlich nicht für die eigentlichen Zwecke benutzt wurde. Da es auch nicht über den Hauswasserzähler läuft, kann es auch nicht im Wassertarif abgebildet werden, sondern kommt als Fixkosten hinzu, die theoretisch über den Grundpreis bezahlt werden müssen.

    Die Anpassung der Netze, sowohl auf Trinkwasser- als auch Abwasserseite ist bei stark schrumpfender Bevölkerung, Wegfall von Industrie etc. eine große Herausforderung für die Versorger.

    Wenn momentan über Wassersparen gesprochen wird, dann geht es v.a. darum im Sommer den Verbrauch niederiger zu halten, der häufig das Doppelte des Verbrauchs im Winter ausmacht und dann die Kapazitäten auslastet.