Ich habe gestern ein Familienmitglied (X) besucht, das sich im letzten Jahr sehr geändert hat und den engen Kontakt mit der Familie ziemlich abgebrochen hat.
X vertraut mir viel an und das was mir über das Jahr über den neuen Freund erzählt wurde macht mir Sorgen. Ich vermute, dass er sie emotional manipuliert und finanziell ausnutzt, und denke, dass sich das irgendwann auch in physischer Gewalt entwickeln wird. Ich habe diesen Freund gestern kennengelernt und er war zwar sehr nett, aber etwas etwas an ihm macht mir Gänsehaut.
Nun hat jemand aus der Familie das im Herbst bei x angesprochen, eben das der Freund eine laufende Rote Flagge ist, mit dem Ergebnis das der Freund mit Polizei gedroht hat, das wurde X unterstützt. Seit dem ist der Kontakt abgebrochen. Auch bei den Eltern wird der Kontakt immer weniger, andere frühere Freunde werden geghostet.
Ich weiß nicht was ich machen soll. Meine Angst ist, dass wenn ich meine Bedenken äußere X den Kontakt auch zu mir abbrechen wird. Durch eine schwierige familiendynamik kann ich auch vieles das mir Sorgen macht nicht bei den Eltern ansprechen. Andererseits möchte ich zeigen, dass ich für X da bin, und ich habe Angst, dass wenn ich nichts sage sie vielleicht das Gefühl hat, das es niemanden interessiert.
Habt ihr Tipps für Beratungsstellen oder wie ich mich verhalten könnte?
Schwierige Sache, will X denn überhaupt Deine Meinung hören zu dem Thema oder würde sie überhaupt ein Beratungsangebot abnehmen?
Vor Jahren hat meine Cousine Y - ähnlicher Fall, hatte als einziger in der Familie noch Kontakt zu ihr - ein Kind bekommen von einem Typen der - naja, kein schlechter Mensch, aber einfach ein Depp halt. Engstirnig und verbohrt.
Habe dann, als die beiden recht schnell in Konflikt miteinander waren, zwei drei Gespräche auf neutralem Grund organisiert und war dabei (in der Hoffnung eine für das Kind vernünftige Lösung wg. Umgang zu vereinbaren)
Am Ende hat sie dann den Kontakt zu mir abgebrochen, da ich ihn nicht genug verteufelt hatte.
Hab zwar nie was positives über ihm gesagt oder ihn in Schutz genommen (und stehe dazu wie ich gehandelt habe), aber irgendwie ist da dann doch was sonderbares passiert. Es ging ja am Ende nur darum unter zivilisierten Umständen ein Konfliktgespräch zu führen.
Will sagen, sich nicht einmischen ist so einer Situation falsch, sich einmischen ist auch falsch. Und auch wenn Du bezüglich X die maximal diplomatische Ausdrucksweise verwendest, wirst Du riskieren, dass sie auch den Kontakt zu Dir abbricht.
Wenn ihr Partner sie tatsächlich manipuliert, dann kann es durchaus sein, dass sie selbst bereits eine andere Wahrnehmung der Realität hat.
Wenn Du es für richtig hältst etwas zu ihr zu sagen, dann ist es ein notwendiger Preis dafür, dass Du das Risiko des Kontaktabbruchs eingehst.
Wenn Du mir so etwas rechnest, dann kannst Du auch zum Ausdruck bringen in so einem Falle ggf. auch Jahre später wieder ein offenes Ohr für X zu haben.
Am Ende kannst du von “aussen” das Verhalten von Menschen aber nur ändern, wenn sie selbst genau das wollen. Also unterstützend. Solange sie sich noch (ggfm auch fälschlicherweise) glücklich wähnt in ihrer Beziehung, da ist erst mal nicht viel zu machen.
Übrigens natürlich noch ein eine Sache: Nur weil DIR der Typ komisch vorkommt, heißt das nicht, dass er das ist. Da musst Du sehr genau beobachten, wie es X geht mit ihm, ob die Beziehung für SIE gut ist oder schlecht.
Viele Menschen gehen leider keine Beziehungen mit Partnern ein, die gut wären für sie, weil sie in alten Beziehungsmustern - z. T. aus dem Elternhaus - zuhause sind.
Das zu sehen und zu behandeln ist dann eigentlich ein Fall für einen Fachmann. Das ist nix, was man mit einem guten Rat beheben kann.
Ich hab ne Reihe Freunde mit massiven Themen bezüglich Beziehungen (joa, hab ich dann wohl selbst auch) und weiß aber wie weit ich bereit bin zuhören, wo meine Grenzen sind und welche Themen kein Thema für eine Freundschaft sondern für einen Psychologen sind.
Da zu sein und (in gewissen Grenzen!) zuzuhören ist wahrscheinlich das Beste, was Du machen kannst.