Selbst ein erfüllender Beruf und gutes Einkommen führen nicht dazu, länger arbeiten zu wollen. <
Mit dem Einkommen hat die Situation also wenig zu tun. Die Menschen wollen einfach mehr Zeit mit sich und ihrem sozialen Umfeld verbringen.
Ich habe letztens zwei Focus Gruppen Gespräche in einer Studie miterleben dürfen, wo Menschen der Gen Z miteinander (angeleitet) gesprochen haben. Sie identifizieren sich einfach nicht mehr mit Arbeit sondern suchen sich selbst und die Gemeinschaft. Was früher ™ als Aushängeschild wichtig war gibt es nicht mehr. Es gibt gar kein Aushängeschild. Kein Auto, kein dicker Urlaub, usw.
Arbeit ist etwas, was nebenbei stattfindet. Das merke ich auch in den Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen. Es werden nur noch Lebensläufe eingereicht, keine Motivationsschreiben/Anschreiben, die sich in irgend einer Art mit dem Unternehmen auseinandersetzen. Leute arbeiten im Homeoffice, Mitarbeiter branding ist ihnen Schnuppe.
Sie identifizieren sich einfach nicht mehr mit Arbeit sondern suchen sich selbst und die Gemeinschaft.
Wie soll man sich auch mit der Arbeit identifizieren, wenn man sowieso nach 5-10 Jahren betriebsbedingt gekündigt wird, oder halt selbst die Arbeitsstelle wechseln muss, um mal eine halbwegs gute Gehaltserhöhung zu bekommen?
Selbst ein erfüllender Beruf und gutes Einkommen führen nicht dazu, länger arbeiten zu wollen.
Da widerspreche ich und vermute mal, der Artikel setzt “gutes Einkommen” weit unter Eigenheim, 3 Kinder, 2 neue Autos, 2 mal Urlaub im Jahr und gesicherte Rente, von der man die Welt bereisen kann (also wie es vor ein paar Generationen noch der Fall war) an. Das wäre das Gehalt, das man braucht, damit Vollzeit Sinn macht. Alles darunter ist halt kein “gutes Gehalt” nach traditionellen Maßstäben, wo alle noch Vollzeit gearbeitet haben. Dieses Ziel ist einfach unerreichbarer geworden.
Die Reallöhne sind schlichtweg absurd tief gefallen und wenn man sich seine Träume mit Vollzeit nicht erfüllen kann, arbeitet man halt lieber in Teilzeit und kauft nur das nötigste. Es wird von verwöhnten Spitzenverdienern und illusorischen Neoliberalen gerne als Luxusproblem dargestellt, damit noch mehr soziale Programme gekürzt werden können, aber dem ist mit nichten so.
Von der Identifikation mit Arbeit will ich gar nicht groß anfangen. In der Arbeitswelt von heute besteht aus Drehtüren, die Arbeiter mindestens genau so schnell wieder ausspucken wie die angeheuert werden. Loyalität wird nicht mehr geschätzt, selbst wenn sie erwartet wird.
Da widerspreche ich und vermute mal, der Artikel setzt “gutes Einkommen” weit unter Eigenheim, 3 Kinder, 2 neue Autos, 2 mal Urlaub im Jahr und gesicherte Rente, von der man die Welt bereisen kann (also wie es vor ein paar Generationen noch der Fall war) an. Das wäre das Gehalt, das man braucht, damit Vollzeit Sinn macht. Alles darunter ist halt kein “gutes Gehalt” nach traditionellen Maßstäben, wo alle noch Vollzeit gearbeitet haben. Dieses Ziel ist einfach unerreichbarer geworden.
Genau das, wenn ich wüsste ich buckel jetzt 5-20 Jahre und hab danach ein gutes Leben ohne Stress und Probleme, trag mich ein ich mach auch noch 10 Überstenden jede Woche ezpez. Stand jetzt ist halt Buckel 40 Jahre und dann bist halt trotzdem am Sack wenn du nicht als Frugalist unterwegs warst um es mal etwas überspitzt auszudrücken.
Dies. Ein “gutes Gehalt” ist ja kein Selbstzweck, der sich am Marktumfeld messen lassen muss, sondern es geht um die Art leben, die damit möglich wird. Kann ich mir um das Geld das ich verdiene ein Haus bauen, eine Familie ernähren, und auf Urlaub fahren – also ein Leben aufbauen? Dann bin ich eventuell bereit dafür hart zu arbeiten. Oder muss ich auch bei einem “guten” Gehalt weiter zur Miete wohnen und brauche zwei Einkommen, wahrend ich mitansehen muss dass “wirklicher” Erfolg anscheinend ohnehin nur durch eine große Erbschaft möglich ist? Dann kann ich’s ja gleich bleiben lassen, dann schwenke ich um auf ein ressourcensparenderes Leben (zB: kein Auto), und versuche mir das beste aus der Situation zu machen (heißt in dem Fall mehr Zeit für die Familie, für Sport, für Freunde). Ganz einfach, das ist es und nicht mehr als das.
Arbeit ist etwas, was nebenbei stattfindet. Das merke ich auch in den Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen. Es werden nur noch Lebensläufe eingereicht, keine Motivationsschreiben/Anschreiben, die sich in irgend einer Art mit dem Unternehmen auseinandersetzen. Leute arbeiten im Homeoffice, Mitarbeiter branding ist ihnen Schnuppe.
Nach meiner Einschätzung liegst du da einem Trugschluss auf: Das liegt nicht daran, dass Arbeit grundsätzlich einen geringeren Stellenwert hätte - auch wenn da durchaus was dran sein mag. Es lohnt sich halt einfach nicht Motivationsschreiben zu verfassen. Einerseits, wegen der Fülle an offenen Stellen, andererseits weil man von den Personalern eh anhand des Lebenslaufs ausgewählt wird. Für die Personaler ist ein Anschreiben dann erst im Nachgang wichtig. Bei Unternehmen, die so viel Andrang haben, dass sie noch ein Anschreiben verlagen können, kommen aber 99,9% der Bewerber nicht rein. Also warum sollten Leute, die sich selbst nicht zu den Top 0,1% zählen ihre Zeit mit Motivationsschreiben verschwenden?
Ich möchte in diesem Zusammenhang auch darauf hinweisen, dass die Bedeutung von Berufen, für die es eine klare Ausbildung gibt, stark abgenommen hat. Die Vielfalt der Stellen ist heute einfach größer denn je. Für einen Maurer mag es Sinn machen, erklären zu müssen, warum er bei Maurerbetrieb Rudolf und nicht bei Maurerbetrieb Heinz arbeiten möchte. Aber, wenn du heute an der einen Stelle nicht als Produktmanager genommen wirst, arbeitest du halt vielleicht an anderer Stelle als Projektmanager.
Beim Thema Mitarbeiterbranding kommt mir auch die Galle hoch. Das ist doch ein sehr junges Phänomen, das an die Stelle getreten ist, wo früher noch professionelle Distanz das “Miteinander” im Unternehmen bestimmt hat. Heute hast du dich gefälligst mit dem Unternehmen zu identifizieren und es bestenfalls noch als deine Erstfamilie betrachten. Das ist doch einfach nur übergriffig. Das ganze Thema ist auch eine ungeheure Ressourcenverschwendung, mit der sich HR-Abteilungen ihre Daseinsberechtigung schaffen wollen. Das führt dazu, dass man sich auf jeder Karriere-Seite erst einmal durch seitenlanges Blabla wühlen muss, bevor man den irgendwo versteckten “Offene Stellen” Link findet. Wenn überhaupt, ist die Mission eines Unternehmens erst dann wichtig, wenn ich ein Angebot von mehreren Unternehmen vorliegen habe und es mir dann leisten kann, über die Mission nachzudenken. Erst kommt das Fressen, dann die Moral.
Zum Thema Lebenslauf: Da bin ich ganz bei dir. Wenn 100 Bewerbungen gesichtet werden müssen (selbst 5 in einer Woche sind bei einem vollen Kalender schon schwer, wenn man es “richtig” machen möchte), ist der CV das erste, worüber die Bewerbenden in die engere Auswahl genommen werden. ABER: In der engeren Auswahl sticht jene Bewerbung hervor, die sich etwas mehr Mühe gemacht hat als jemand der “nur” den CopyPaste-Weg gegangen ist. Übrigens: Wer im Lebenslauf in 1-3 Zeilen klar formuliert, welchen need er bei uns befriedigen kann, kommt in jedem Fall auf den Stapel “engere Auswahl”. Spätestens dann musste man sich zumindest etwas mit dem Betrieb auseinandersetzen.
Bsp. Mauerer: Gerade dann, wenn man sich auf Stellen bewirbt, die NICHT direkt zum Lebenslauf passen, muss doch irgendwo eine Motivation zum Ausdruck gebracht werden, warum man sich ausgerechnet als Projektmanager bewirbt, wenn man zuvor Produktmanager war.
Branding: Ja, da bin ich auch bei dir. “Branding” kommt aus der Viehzucht und ist eigentlich sehr schmerzhaft. Die Einstellung oder das Vermitteln einer Identität eines Unternehmens kann man nicht auf dem Reisbrett skizzieren und dann jedem aufdrücken. Das muss über viele verschiedene, unterschwellige, einfache, repetitive Maßnahmen oder Vorbilder geschehen. Einfach zu sagen, “wir sind jetzt user centric”, reicht halt nicht.
Das ist auch mein Eindruck, das derzeitige System der Mitarbeiterbeschaffung und -bewerbung ist von Grund auf und nachhaltig KAPUTT, und die HR-Abteilungen sind schuld daran.
Wie oft ich in den letzten Jahren bei mir und bei Freunden schon das Erlebnis hatte, dass einzelne Abteilungen verzweifelt auf der Suche nach guten Leuten sind, während gute Bewerber es nicht durch die schikanösen und willkürlichen Bewerbungsprozesse schaffen! Dort kommen hingegen nur die durch, die a) von der Ausbildung GENAU aufs Anforderungsprofil passen, selbst wenn sie persönlich oder intellektuell eher keine guten Kandidaten sind, oder b) generell die Dummen und Verzweifelten, denen die ganze Bewerbungsschikane nicht überhaupt zu blöd ist.
In mehreren (!) Fällen kam es dann zur Einstellung, einfach weil jemand jemanden kennt der privat jemanden kennt, dann wird man einander vorgestellt, hat ein kurzes Gespräch, und im Anschluss (!) wird das Prozedere über die HR-Abteilung pro forma durchlaufen, weil das so sein muss, dabei ist die Entscheidung schon beim ersten direkten Kontakt gefallen.
Das muss man sich Mal vor Augen halten: Die eigenen Abteilungen (!) verlassen sich nicht mehr auf das, was ihnen die HR-Abteilungen so raussuchen, weil da nur Müll kommt. Auf der anderen Seite als Bewerber ist der Effekt natürlich noch viel stärker. Gerade als jemand mit nicht komplett geradlinigem Lebenslauf versuche ich es sicher immer (!) über persönliche Kontakte, anstatt gegen die unpersönliche Formularwand auf der hundertsten Firmenseite anzurennen, und auch nach Monaten noch keinen Schritt weiter zu einem Gespräch zu sein.
Es stellt sich die Frage: Wenn es die eine Seite nicht brauchen kann, und auch der anderen nichts nützt… WOZU DANN EIGENTLICH DER GANZE SCHWACHSINN?!
Wenn eine Firma ein Motivationsschreiben direkt fordert, bewerbe ich mich nicht mal.
Eine Email die ganz kurz auf die Stelle und das Unternehmen eingeht, 3-4 Sätze, und alles weitere wichtige steht im angehängten Lebenslauf. Diese copy paste Motivationsschreiben wo man 5 Wörter austauscht und sich für eine andere Stelle bewirbt habe ich noch nie verstanden.
Sie identifizieren sich einfach nicht mehr mit Arbeit sondern suchen sich selbst und die Gemeinschaft. Was früher ™ als Aushängeschild wichtig war gibt es nicht mehr. Es gibt gar kein Aushängeschild. Kein Auto, kein dicker Urlaub, usw.
Mmm, hört sich nach mir in meiner Jugend an. Ob das nicht eventuell eher eine Alterseinstellung ist? Ich frag mich, wie die Gen Z das dann sieht, wenn sie Kinder hat und Geld/Nahrung/Klamotten ranschaffen muss.
Wenn man sich nicht mit dem Nachbarn vergleichen muss, wer die größere Karre in der Garage hat, bleibt deutlich mehr Geld für Essen über Ü.
Ist ja nicht so, als ob die Leute arm sein wollen. Aber sich über materielle Statussymbole zu definieren nimmt zum Teil ab. Wobei es da auch bei Gott noch genug Leute gibt, die das tun.
Ja das ist jn der Tat erstaunlich, wie viele Menschen dem Lustkonsum angefallen sind. Ich bin glücklicherweise davon recht frei und kann dadurch gut was sparen.
Es geht mir auch eher um den Teil der Abhängigkeit bzw dem sozialen Druck Geld ranschaffen zu müssen. Ersetze Kinder mit pflegebedürftigen oder behinderten Eltern oder Schulden.
Im Artikel steht
Mit dem Einkommen hat die Situation also wenig zu tun. Die Menschen wollen einfach mehr Zeit mit sich und ihrem sozialen Umfeld verbringen.
Ich habe letztens zwei Focus Gruppen Gespräche in einer Studie miterleben dürfen, wo Menschen der Gen Z miteinander (angeleitet) gesprochen haben. Sie identifizieren sich einfach nicht mehr mit Arbeit sondern suchen sich selbst und die Gemeinschaft. Was früher ™ als Aushängeschild wichtig war gibt es nicht mehr. Es gibt gar kein Aushängeschild. Kein Auto, kein dicker Urlaub, usw.
Arbeit ist etwas, was nebenbei stattfindet. Das merke ich auch in den Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen. Es werden nur noch Lebensläufe eingereicht, keine Motivationsschreiben/Anschreiben, die sich in irgend einer Art mit dem Unternehmen auseinandersetzen. Leute arbeiten im Homeoffice, Mitarbeiter branding ist ihnen Schnuppe.
Alles Dinge, die ich nachvollziehen kann.
Wie soll man sich auch mit der Arbeit identifizieren, wenn man sowieso nach 5-10 Jahren betriebsbedingt gekündigt wird, oder halt selbst die Arbeitsstelle wechseln muss, um mal eine halbwegs gute Gehaltserhöhung zu bekommen?
Da widerspreche ich und vermute mal, der Artikel setzt “gutes Einkommen” weit unter Eigenheim, 3 Kinder, 2 neue Autos, 2 mal Urlaub im Jahr und gesicherte Rente, von der man die Welt bereisen kann (also wie es vor ein paar Generationen noch der Fall war) an. Das wäre das Gehalt, das man braucht, damit Vollzeit Sinn macht. Alles darunter ist halt kein “gutes Gehalt” nach traditionellen Maßstäben, wo alle noch Vollzeit gearbeitet haben. Dieses Ziel ist einfach unerreichbarer geworden.
Die Reallöhne sind schlichtweg absurd tief gefallen und wenn man sich seine Träume mit Vollzeit nicht erfüllen kann, arbeitet man halt lieber in Teilzeit und kauft nur das nötigste. Es wird von verwöhnten Spitzenverdienern und illusorischen Neoliberalen gerne als Luxusproblem dargestellt, damit noch mehr soziale Programme gekürzt werden können, aber dem ist mit nichten so.
Von der Identifikation mit Arbeit will ich gar nicht groß anfangen. In der Arbeitswelt von heute besteht aus Drehtüren, die Arbeiter mindestens genau so schnell wieder ausspucken wie die angeheuert werden. Loyalität wird nicht mehr geschätzt, selbst wenn sie erwartet wird.
Genau das, wenn ich wüsste ich buckel jetzt 5-20 Jahre und hab danach ein gutes Leben ohne Stress und Probleme, trag mich ein ich mach auch noch 10 Überstenden jede Woche ezpez. Stand jetzt ist halt Buckel 40 Jahre und dann bist halt trotzdem am Sack wenn du nicht als Frugalist unterwegs warst um es mal etwas überspitzt auszudrücken.
Dies. Ein “gutes Gehalt” ist ja kein Selbstzweck, der sich am Marktumfeld messen lassen muss, sondern es geht um die Art leben, die damit möglich wird. Kann ich mir um das Geld das ich verdiene ein Haus bauen, eine Familie ernähren, und auf Urlaub fahren – also ein Leben aufbauen? Dann bin ich eventuell bereit dafür hart zu arbeiten. Oder muss ich auch bei einem “guten” Gehalt weiter zur Miete wohnen und brauche zwei Einkommen, wahrend ich mitansehen muss dass “wirklicher” Erfolg anscheinend ohnehin nur durch eine große Erbschaft möglich ist? Dann kann ich’s ja gleich bleiben lassen, dann schwenke ich um auf ein ressourcensparenderes Leben (zB: kein Auto), und versuche mir das beste aus der Situation zu machen (heißt in dem Fall mehr Zeit für die Familie, für Sport, für Freunde). Ganz einfach, das ist es und nicht mehr als das.
Wenn man das als Ziel annehmen möchte, muss man doch einfach nur wieder mehr Armut auf der Welt verteilen.
Nach meiner Einschätzung liegst du da einem Trugschluss auf: Das liegt nicht daran, dass Arbeit grundsätzlich einen geringeren Stellenwert hätte - auch wenn da durchaus was dran sein mag. Es lohnt sich halt einfach nicht Motivationsschreiben zu verfassen. Einerseits, wegen der Fülle an offenen Stellen, andererseits weil man von den Personalern eh anhand des Lebenslaufs ausgewählt wird. Für die Personaler ist ein Anschreiben dann erst im Nachgang wichtig. Bei Unternehmen, die so viel Andrang haben, dass sie noch ein Anschreiben verlagen können, kommen aber 99,9% der Bewerber nicht rein. Also warum sollten Leute, die sich selbst nicht zu den Top 0,1% zählen ihre Zeit mit Motivationsschreiben verschwenden?
Ich möchte in diesem Zusammenhang auch darauf hinweisen, dass die Bedeutung von Berufen, für die es eine klare Ausbildung gibt, stark abgenommen hat. Die Vielfalt der Stellen ist heute einfach größer denn je. Für einen Maurer mag es Sinn machen, erklären zu müssen, warum er bei Maurerbetrieb Rudolf und nicht bei Maurerbetrieb Heinz arbeiten möchte. Aber, wenn du heute an der einen Stelle nicht als Produktmanager genommen wirst, arbeitest du halt vielleicht an anderer Stelle als Projektmanager.
Beim Thema Mitarbeiterbranding kommt mir auch die Galle hoch. Das ist doch ein sehr junges Phänomen, das an die Stelle getreten ist, wo früher noch professionelle Distanz das “Miteinander” im Unternehmen bestimmt hat. Heute hast du dich gefälligst mit dem Unternehmen zu identifizieren und es bestenfalls noch als deine Erstfamilie betrachten. Das ist doch einfach nur übergriffig. Das ganze Thema ist auch eine ungeheure Ressourcenverschwendung, mit der sich HR-Abteilungen ihre Daseinsberechtigung schaffen wollen. Das führt dazu, dass man sich auf jeder Karriere-Seite erst einmal durch seitenlanges Blabla wühlen muss, bevor man den irgendwo versteckten “Offene Stellen” Link findet. Wenn überhaupt, ist die Mission eines Unternehmens erst dann wichtig, wenn ich ein Angebot von mehreren Unternehmen vorliegen habe und es mir dann leisten kann, über die Mission nachzudenken. Erst kommt das Fressen, dann die Moral.
Zum Thema Lebenslauf: Da bin ich ganz bei dir. Wenn 100 Bewerbungen gesichtet werden müssen (selbst 5 in einer Woche sind bei einem vollen Kalender schon schwer, wenn man es “richtig” machen möchte), ist der CV das erste, worüber die Bewerbenden in die engere Auswahl genommen werden. ABER: In der engeren Auswahl sticht jene Bewerbung hervor, die sich etwas mehr Mühe gemacht hat als jemand der “nur” den CopyPaste-Weg gegangen ist. Übrigens: Wer im Lebenslauf in 1-3 Zeilen klar formuliert, welchen need er bei uns befriedigen kann, kommt in jedem Fall auf den Stapel “engere Auswahl”. Spätestens dann musste man sich zumindest etwas mit dem Betrieb auseinandersetzen.
Bsp. Mauerer: Gerade dann, wenn man sich auf Stellen bewirbt, die NICHT direkt zum Lebenslauf passen, muss doch irgendwo eine Motivation zum Ausdruck gebracht werden, warum man sich ausgerechnet als Projektmanager bewirbt, wenn man zuvor Produktmanager war.
Branding: Ja, da bin ich auch bei dir. “Branding” kommt aus der Viehzucht und ist eigentlich sehr schmerzhaft. Die Einstellung oder das Vermitteln einer Identität eines Unternehmens kann man nicht auf dem Reisbrett skizzieren und dann jedem aufdrücken. Das muss über viele verschiedene, unterschwellige, einfache, repetitive Maßnahmen oder Vorbilder geschehen. Einfach zu sagen, “wir sind jetzt user centric”, reicht halt nicht.
Das ist auch mein Eindruck, das derzeitige System der Mitarbeiterbeschaffung und -bewerbung ist von Grund auf und nachhaltig KAPUTT, und die HR-Abteilungen sind schuld daran.
Wie oft ich in den letzten Jahren bei mir und bei Freunden schon das Erlebnis hatte, dass einzelne Abteilungen verzweifelt auf der Suche nach guten Leuten sind, während gute Bewerber es nicht durch die schikanösen und willkürlichen Bewerbungsprozesse schaffen! Dort kommen hingegen nur die durch, die a) von der Ausbildung GENAU aufs Anforderungsprofil passen, selbst wenn sie persönlich oder intellektuell eher keine guten Kandidaten sind, oder b) generell die Dummen und Verzweifelten, denen die ganze Bewerbungsschikane nicht überhaupt zu blöd ist.
In mehreren (!) Fällen kam es dann zur Einstellung, einfach weil jemand jemanden kennt der privat jemanden kennt, dann wird man einander vorgestellt, hat ein kurzes Gespräch, und im Anschluss (!) wird das Prozedere über die HR-Abteilung pro forma durchlaufen, weil das so sein muss, dabei ist die Entscheidung schon beim ersten direkten Kontakt gefallen.
Das muss man sich Mal vor Augen halten: Die eigenen Abteilungen (!) verlassen sich nicht mehr auf das, was ihnen die HR-Abteilungen so raussuchen, weil da nur Müll kommt. Auf der anderen Seite als Bewerber ist der Effekt natürlich noch viel stärker. Gerade als jemand mit nicht komplett geradlinigem Lebenslauf versuche ich es sicher immer (!) über persönliche Kontakte, anstatt gegen die unpersönliche Formularwand auf der hundertsten Firmenseite anzurennen, und auch nach Monaten noch keinen Schritt weiter zu einem Gespräch zu sein.
Es stellt sich die Frage: Wenn es die eine Seite nicht brauchen kann, und auch der anderen nichts nützt… WOZU DANN EIGENTLICH DER GANZE SCHWACHSINN?!
Im Artikel ging es aber um Boomer, das ist kein pures Gen Z-Thema
Wenn eine Firma ein Motivationsschreiben direkt fordert, bewerbe ich mich nicht mal.
Eine Email die ganz kurz auf die Stelle und das Unternehmen eingeht, 3-4 Sätze, und alles weitere wichtige steht im angehängten Lebenslauf. Diese copy paste Motivationsschreiben wo man 5 Wörter austauscht und sich für eine andere Stelle bewirbt habe ich noch nie verstanden.
Mmm, hört sich nach mir in meiner Jugend an. Ob das nicht eventuell eher eine Alterseinstellung ist? Ich frag mich, wie die Gen Z das dann sieht, wenn sie Kinder hat und Geld/Nahrung/Klamotten ranschaffen muss.
Wenn man sich nicht mit dem Nachbarn vergleichen muss, wer die größere Karre in der Garage hat, bleibt deutlich mehr Geld für Essen über Ü.
Ist ja nicht so, als ob die Leute arm sein wollen. Aber sich über materielle Statussymbole zu definieren nimmt zum Teil ab. Wobei es da auch bei Gott noch genug Leute gibt, die das tun.
Ja das ist jn der Tat erstaunlich, wie viele Menschen dem Lustkonsum angefallen sind. Ich bin glücklicherweise davon recht frei und kann dadurch gut was sparen.
Vielleicht lässt sie das mit den Kindern auch aus diesem und anderen Gründen sein? Es gibt ja keine Pflicht zum Kinderkriegen.
Es geht mir auch eher um den Teil der Abhängigkeit bzw dem sozialen Druck Geld ranschaffen zu müssen. Ersetze Kinder mit pflegebedürftigen oder behinderten Eltern oder Schulden.
Nature is healing.