Ich bin jetzt seit 3 Tagen wieder in der Berufsschule. Ich habe bereits 3 Nazi-Sticker abgerissen und heute hat jemand die Tür zu unseren Klassenraum geöffnet und laut “Heil Hitler” gerufen. Als ich mal meinen Klassenlehrer darauf angesprochen habe, bekam ich die Antwort: “Ich bin selber sauer darüber, aber wir können da nichts machen. Das müssten, wenn dann, die Betriebe tun. Wenn wir das melden machen die einfach nichts um keine Arbeitskräfte zu verlieren. Bei einer Anzeige decken die sich gegenseitig.”. Ist es wirklich schon so weit gekommen?
Wie kann das sein man so eine Scheiße laut rufen kann, in einer Schule, vor mindestens 20 Zeugen, aber trotzdem nichts passiert. Wozu stehen wir denn auf den Marktplätzen und in den Straßen, wozu sind denn fast 1.000.000 Menschen laut, wenn selbst in den einfachsten Bereichen nichts passiert.
Die Schule schmückt sich auch noch als “Europa-Schule”, aber lässt so eine Scheiße zu. Das kann doch nicht angehen.
Habt Ihr eine Idee, was ich tun kann? Hatte überlegt, mit der Schulleitung zu reden oder mich, wenn das nichts bringt, an die Presse zu wenden.
Als Zeuge einer Straftat kannst du selbst Anzeige erstatten und alle Anwesenden als Zeugen benennen.
Die Polizei ist dann gesetzlich gezwungen, dem nachzugehen, und die Zeugen müssen falls es zu einem Gerichtsverfahren kommt aussagen, wenn sie sich damit nicht selbst belasten.Ob du das willst und mit den Konsequenzen leben kannst, in dem Wissen, dass die Anzeige vermutlich fallengelassen wird weil sich niemand an nichts erinnert ist deine Entscheidung. Aber das ist der Punkt an dem wir jetzt sind. Es ist vielerorts jetzt schon seeehr ungemütlich, sich wirklich gegen rechts zu positionieren.
An die Option habe ich auch bereits gedacht. Ich habe nicht viele Probleme damit mich mit der Polizei auseinanderzusetzen. Was mich ärgern würde wäre halt das mit dem fallen lassen der Anzeige die Täter sich dann auch noch bestärkt fühlen.
Die Auseinandersetzung mit der Polizei wird nicht das Problem sein (obwohl, je nach Bundesland vielleicht auch).
Aber du musst damit rechnen, dass du anschließend in der Schule zur Zielscheibe aller Rechten wirst, und auch die Schulverwaltung dich als Störer wahrnimmt. Du wirst bei der Sache nicht anonym bleiben können.Das wäre mir sogar egal. Die Sticker reiße ich auch in den vollen Fluren ab.
Leute wie dich braucht das Land!
Danke, ich will nicht einfach still sein wenn sowas zum Alltag wird und hoffe das dann auch andere sich trauen.
Hast du Leute in der Berufsschule mit denen du dich gut verstehst, die dir den Rücken stärken könnten? Falls nicht könntest du vielleicht mal antesten, wo andere so politisch stehen.
Einfach mal nebenbei so kleine Bemerkungen machen, wie „Ganz schön krass, das mit Correctiv“ oder Kommentare, dass du eine Demo gegen Rechts gesehen hast und dann schauen, wie die Person reagiert. Wichtig ist das das neutrale Bemerkungen, bei denen du deine Meinung noch nicht zeigst, sind damit die Person auch ehrlich reagiert.
So kannst du dir ein grobes Meinungsbild von der „schweigenden Mehrheit“ deiner Mitschüler machen
Hab halt welche aus meinem Betrieb die das genauso sehen.
Warum kann die Schule nichts tun wenn die Betriebe nichts tun? Können die doch ausschließen.
Nichts zu tun heißt für alle diese Umgebung schaffen und akzeptieren. Heißt die anderen dem aussetzen. Mit allem Konsequenzen.
Ich würde mich definitiv an die Leitung wenden.
So aus Lehrersicht, ebenfalls teilweise an einer Berufsschule: Dass die Schule nichts tun kann, ist nicht wahr. Ja, die Betriebe sind oft am längeren Hebel, da die Schule die Lehrlinge nicht verlieren will, aber rauswerfen, selbst nur temporär, kann man den Schüler durchaus. Dieser kann sich dann im Zweifelsfall ne neue Berufsschule suchen. Was mit längeren Fahrtwegen unangenehm ist.
Hängt aber natürlich stark von den Abteilungsleitern und der Schulleitung ab.
Du kannst dich, im Zweifelsfall auch anonym, per Brief an die SL wenden. Denen ist die Außenwirkung wichtig und so etwas sieht bei der Presse schlecht aus. Möglich, dass da dann reagiert wird.
Lokalpresse oder/und lokale Antifa. Mach Fotos von den Aufklebern, schau mal, ob ein Mitschüler, der nicht durch rechtsextreme Sachen aufgefallen ist und vielleicht nichts/wenig mit den Faschos zu tun hat, oder der Lehrer bereit wäre anonym als zusätzlicher Zeuge ein Interview für die Presse zu machen und dokumentier soviel, wie möglich.
Gerade ist sehr viel Aufmerksamkeit auf dem Thema Rechtsextremismus. Da sollte jede Zeitung interessiert sein. Und kein Betrieb will in der Presse wegen Rechtsextremen Auszubildenden bloßgestellt werden.
Wenn du zur nächsten Antifa gehst, wäre es gut wenn du die Namen der Auffälligen hast, damit die schauen können, ob die irgendwo organisiert sind. Auch Namen von Verwandten oder Bekannten der Rechtsextremen können helfen, weil das oft Familienclans sind. Mit den Ergebnissen von der Recherche kannst du dann natürlich auch zur Presse gehen.
Beim Hitlergruß könnte man auch über eine Anzeige nachdenken, würde ich aber eher nicht machen, weil sowas oft im Sande verläuft.
Oh, und es wäre wahrscheinlich besser, wenn die nicht mitbekommen, dass du derjenige bist, der sie „verraten“ hat.
vor mindestens 20 Zeugen
Ich weiß das sowas nicht von jedem Menschen die Stärke ist, aber wenn es für dich möglich ist: Sprich mit den Menschen darüber. Am besten persönlich, in eher ruhiger und geschützter Atmosphäre und eher 1zu1 oder in kleiner Gruppe.
Erzähl wie du dich damit fühlst, ob du wütend bist oder Angst bekommst, frag sie mit der Situation umgehen, wie sie sich fühlen usw. Die anderen Vorschläge sind alle auch gut, jedoch beziehen sie sich sehr stark auf externe Hilfe & Lösungen. Das ist voll legitim. Aber es ist super wichtig auch zu versuchen die Menschen einzubeziehen, die von der Situation betroffen sind. Ob jetzt weil ein Hitlergruß eine mehr oder weniger offene Bedrohung ihrer Existenz darstellt oder weil sie auch das Verlangen verspüren sich zu wehren, aber sich super allein fühlen, ist da gar nicht so wichtig kann aber natürlich einen Unterschied machen was sie priorisieren.