In ein paar Jahren dann: “Skandinavien erstickt im Massentourismus. Wälder und Seen versinken im Müll.”
So wie auf dem Mount Everest auf dem auch alles verdreckt und vermüllt ist?
Das bitterste, was ich diesbezüglich gesehen habe, war eine Doku über Forscher in der Arktis. Sie wollten erstmals Aufnahmen vom Meeresboden am Nordpol machen und alle waren total aufgekratzt, was sie wohl entdecken würden. Eine der ersten Sachen, die sie entdeckt haben, war eine alte Alu-Dose, die da rumlag. Sogar am Nordpol.
Tourismus ist grundsätzlich so geil für den Planeten. Lass mal jedes Jahr mehrmals so weit wegfahren/-fliegen, wie es der Geldbeutel hergibt; bitte als gesamte Bevölkerung. Hauptsache man fährt nicht mit dem Auto zur Arbeit und isst kein Fleisch. Aber das Selfie vor Angkor Wat zur spirituellen Selbstfindung muss schon sein.
Auch “lustig”, wie die Mittelmeerregion über Jahrzehnte ökonomisch auf Tourismus getrimmt wurde und vielleicht eher früher als später pleite dasteht und schauen darf, wo Sie bleibt, wenn man dort nicht mehr am Strand liegen, geschweige denn leben kann.
Um fair zu bleiben, ist so ein Zementwerk klimatechnisch auch nicht gerade der Bringer als Alternative zum Tourismus. Gemessen am Beitrag für die örtliche Wirtschaft dürfte Tourismus viele Industrien und Bergbau in Geld pro GHG Emission schlagen.
Darum ging es mir gar nicht. Ich meine, dass die Regionen, die momentan durch den Massentourismus getragen werden, womöglich in Zukunft massive wirtschaftliche Probleme bekommen werden, wenn da keiner mehr hinwill zwecks Klima. Da bricht die Lebensgrundlage für viele Weg, weil solche Regionen doch wahnsinnig abhängig sind vom Tourismus.
Der Mittelmeerraum beispielsweise zahlt dann eine ganz schön hohe Zeche.
Aber die Entwicklung als Tourismusregion ist doch häufig nur die Reaktion auf den Wegfall der Industrie gewesen. Den Regionen würde es jetzt schon scheiße gehen, wenn es den Tourismus da nicht gäbe. Oder den wäre es kontinuierlich scheiße gegangen, weil es keine wirtschaftliche Entwicklung dort gegeben hätte.
Also nicht dass ich hier den Massentourismus verteidigen will, aber eine Änderung des Konzepts muss so oder so her, egal ob man den Tourismus jetzt wegen des Klimawandels oder wegen anderen Gründen einstellt.
Weiß ich nicht, ob die Entwicklung zur Tourismusregion immer als Antwort auf den Wegall der Industrie folgte. Wenn man nicht den Hitzetod stirbt, ist’s nunmal sehr schön auf Sizilien.
Ja, lass bloß keine fremden Kulturen mehr besuchen. Man könnte ja seinen Horizont erweitern, das wäre ja schlimm.
Oder man schaut erstmal, dass man Inlandsflüge massiv einschränkt. Diese ganzen Bankerpisser aus Frankfurt fliegen täglich mehrfach ein paar Kilometer, um irgendein Meeting zu halten.
Du kannst den Massentourismus begründen, wie du willst. Das ändert nichts daran, wie beschissen der für den Planeten ist. Sich argumentativ auf die Kurzstreckenflüge zu werfen, ist Whataboutism und ändert ebenfalls nichts an der Kernaussage.
Da muss ich mich garnicht auf die Frage einlassen, wie zielführend es ist, eine Woche in Lampukistan oder einer x-beliebigen Metropole zu verbringen, um “seinen Horizont zu erweitern”.
Ich fliege selber eigentlich nie in den Urlaub (ich Zelte mit der Familie in Dänemark, ca. 150 km von Zuhause entfernt), aber ich bin oft auf Dienstreisen in fernen Ländern unterwegs. Wenn ich nach Hause komme, sehe ich erst einmal, wie gut wir es hier eigentlich haben und auch was wir hier mal von anderen Kulturen abgucken könnten. Ich glaube sowas ist wichtig. Dafür müsste aber der klassische Tourismus weichen, sprich All-Inclusive Resorts und 0815 Touristenfällen, und stattdessen muss man sich in den Alltag der heimischen halbwegs integrieren. Wenn die Leute sowas machen würden, hätten wir deutlich weniger Wutbürger.
Tourismus muss neu gestaltet werden. Ich würde niemals in so eine Touristenhölle fahren (Venedig z.B.), alleine der Gedanke daran stresst mich ja schon.
stattdessen muss man sich in den Alltag der heimischen halbwegs integrieren
Ja exakt, aber sowas erreichst sicherlich nicht mit mal eine Woche irgendwo oberflächlich rumlatschen. Mal einen längeren Zeitraum wo leben, das erweitert sicherlich den Horizont. Ne Woche Urlaub irgendwo ist weitestgehend Konsum.
“Tourismus muss neu gestaltet werden.”: Unterschreibe ich so, aber das würde im Sinne der Nachhaltigkeit mit vielen Einschränkungen verbunden sein, was dann wieder keiner will. Ich sehe nicht, wie so viele Fernreisen in der Masse keinen massiven Effekt auf den Planeten haben sollen. Vielleicht, wenn Flugzeuge irgendwann in 500 Jahren emissionsfrei laufen (wo E-Fuel, Volker?!).
Ich bin meistens für eine Woche irgendwo im Ausland. Ich sehe und lerne viel von den Kollegen aus unseren Niederlassungen vor Ort. Und das in nur einer Woche. Wenn man Tourismus ähnlich gestalten würde, dann könnte es schon funktionieren.
Und Flugreisen sind schon wichtig. Das ist eines der krassesten Errungenschaften der Menschheit. Allerdings ist der “Massen” Aspekt das Problem. Daher ja auch der Kommentar mit den Inlandsflügen. Die sind einerseits sehr häufig und andererseits völlig unnötig. Fallen die Weg hat man schon was gewonnen. Auch viele innereuropäische Flüge könnten gut wegfallen. Insbesondere die Billigflieger Richtung Spanien und dergleichen.
Klar ist das Flugzeug eine der größten Errungenschaften der Menschheit. Ist halt die Frage, ob man sagt “Wir haben das jetzt erfunden und das ist geil, also ab dafür, Vollgas in den Abgrund.”. Dann aber bitte nicht selektiv rauspicken, was einem persönlich ist und was nicht und das in “objektive” Argumente packen. Unterstelle ich nicht speziell dir, aber so läuft Argumentieren heute ab. Es drischt einfach jeder Kreuzüber auf das ein, was einen nicht persönlich tangiert, super nervig.
Und zum Beispiel mit dem Billigflug nach Spanien: Also darf man für den Urlaub nur fliegen, wenn man sich den Urlaub in Japan leisten kann? Geringverdiener, aus dem Weg!
Nein, so meine ich das nicht. Es muss eine Alternative geschaffen werden, wie z.b. eine europäische Schnellbahnstrecke. Und ich möchte einfach nur eine andere Perspektive aufzeigen, damit man nicht komplett abstumpft.
Früher haben sie ihre Sommerferien als Familie auch am Mittelmeer verbracht. Inzwischen ist es ihnen dort zu heiß, wie Karin Struwe berichtet: “Abartig warm. Man kann nichts machen, ständig Kopfbedeckung tragen, sich ständig eincremen. Das macht einfach keinen Spaß.”
Für Hanneke Bechthum aus den Niederlanden ein perfekter Tag in ihrem Sommerurlaub. Sie sagt: “Natürlich wollen die die meisten Leute immer noch immer in die Sonne. Aber Spanien oder Italien um diese Jahreszeit? Da ist es immer heißer geworden und ich halte es dort ehrlich gesagt nicht mehr aus.”
Denn es ist paradox: Sie wollen die Gletscher sehen, bevor sie verschwinden. Doch wenn immer mehr mit dem Flieger kommen, wird der Einfluss auf den Klimawandel größer. Und damit auch die Bedrohung des Gletschers."
Dass die Leute da keinen Zusammenhang sehen oder denen es einfach egal ist …
Ich habe ne Zeit lang neben des Studiums Führungen unter anderem in einer Ausstellung gemacht, die globale Erwärmung, Gletscherschmelze und ähnliches abdeckt. Die kognitive Dissonanz von Touristen, die gerade mit dem Flieger oder Kreuzfahrtschiff angekommen sind und dann die Auswirkungen von zu hohem CO2-Ausstoss beklagen, ist nicht zu überbieten.
Es ist immer das Gleiche:
“Ich lasse mir meinen Urlaub nicht verbieten, solange die Milliardäre…” bla bla. Hundert mal gehört. Alle ziehen sich aus der Verantwortung und zeigen mit dem Finger auf die schlimmen Anderen. Dabei ist jeder Mensch für sein Leben und sein Handeln verantwortlich, zumindest hier im reichen Europa.Aber alles der individuellen Moral zu überlassen finde ich auch falsch. Das gibt eine Gesellschaft wo schlechtes Verhalten belohnt wird und unmoralische Menschen einen Vorteil haben (wie es derzeit der Fall ist). Insofern finde ich den Gedanken nicht falsch, es Bedarf einer gesetzlichen Lösung die für alle bindend und damit auch gerecht ist. Ich verzichte gerne zum Wohle der Allgemeinheit wenn die Last fair verteilt ist. Aber es ist nicht fair zu erwarten das einzelne Urlaub im eigenen Garten machen um damit Langstreckenflüge von anderen auszugleichen. Da käme ich mir ziemlich verarscht vor.
Ich bin absolut für Druck auf die Politik, für Gesetze und Regulierungen für Wirtschaft und Bevölkerung. All das ist aber heuchlerisch zu fordern, wenn wir alle bis dahin weitermachen mit der Zerstörung, nur weil es gerade noch nicht verboten ist.
Beispiel: Die Leute wollen fliegen, sagt die Wirtschaft. Mein Flug in den Urlaub ist nicht verboten, sagt die Bevölkerung. Wenn die Politik da eingreift wird sie sofort abgewählt, weil beide Lager sauer sind.
Jetzt noch schnell Geld mit Tourismus machen, bevor es in die Massenflucht übergeht.
Wir können die Klimakrise noch ausdribbeln, indem wir einfach nach Norwegen gehen. Es müssen diesmal aber wirklich alle mitmachen.