Ich habe vor einem Monat folgenden Post gemacht: Cannabis richtig trocknen und curen - Kontroverse (?) Ergebnisse meiner wissenschaftlichen Recherche. Eure Meinung?

Da ich möglichst wissenschaftlich arbeiten wollte, gehörte zu meiner These natürlich auch ein Experiment, welches die Behauptungen entweder bestätigt oder widerlegt. Und genau das habe ich jetzt gemacht.


TL;DR:

  • Je langsamer man trocknet, desto besser die Qualität.
  • Meine Trockenbox funktioniert sehr gut, aber ich empfehle sie zum alleinigen Turbo-Trocknen auf keinen Fall weiter.
  • Wie gut man trocknet und cured entscheidet fast mehr über das Aroma als die Sorte!
  • Man kann den “Heugeruch” durch korrektes Curing gut weg kriegen, selbst, wenn man zu schnell getrocknet hat.
  • Meine Theorie, was beim Curing passiert, scheint größtenteils korrekt zu sein

Versuchsaufbau

  • Am 01.09.2024 wurde geerntet
  • Sorte: Auto 20:1 CBD von FastBuds, THC-freie Autoflower. Anbau in Erde, Outdoor.
  • Alle Trockenmethoden wurden mit der selben Pflanze getestet
  • 3 Trockenmethoden:
    • Aufhängen an Raumluft (25°C, 50-70% RH)
    • Warme Trockenbox (35°C, 0-20% RH)
    • Kühlschrank (4°C, 40-60% RH)
  • Curingzeit: 3 Wochen
  • Regelmäßiges/ tägliches Checken und Protokollieren von Haptik, Aussehen und Aroma, insbesondere beim Curing

Trockenmethoden

Offen Aufhängen

Das hier ist die klassische Methode. Hier werden die Zweige einfach bei Raumtemperatur und Raum-Luftfeuchte für 1-2 Wochen irgendwo hingehängt, meistens ins Growzelt, wenn man indoor anbaut, oder wie bei mir, in meinem Fall, ins Wohnzimmer.

Nachteil: meine Wohnung hat eine Woche lang nach Gras gerochen, und man kann nicht immer für Dunkelheit sorgen.

### Protokoll:
  • 01.09., Tag 1: Ernte und Aufhängen. Geruch: wie an lebender Pflanze
  • 02.09.: 25°C, 60-65% RH. Riechen immer noch
  • Tag 7: Fast geruchsneutral, Stiele sind jetzt knackbar, alles fühlt sich trocken an. Wurden mit Thermo-Hygrometer in Einmachglas gepackt -> Start Curing
  • Tag 9: Leichter Geruch nach Heu und Ziege, Weedgeruch entwickelt sich gerade erst
  • Tag 12: Leicht feucht-modriger Geruch (nicht unangenehm), jetzt kommt der Weedgestank durch. Hielt nicht lange an.
  • Tag 16: Geruch nach frisch gewaschener Wäsche (blumig, parfümiert, etc.)
  • Tag 19: Angenehm, riecht stark nach Apfel, Birne und etwas nach Gewürzen, Rosinen und Pflaume? Intensität: 9/10. Weedgeruch im unteren Mittelfeld, dafür Geruch nach Streuobstwiese
  • Tag 23: Angenehm, leicht floral, beerig, Eiscreme (Amarena Kirsche?), Gebäck (Strudel?), Intensität 7/10 Tag 27: Rund, ein bisschen würzig, ein wenig wie Männerduschgel (fruchtig, würzig, floral), immer noch Geruch nach Apfel oder Pflaume

Fazit: sehr gute Aromaentwicklung, intensiv, aber blöd für die Wohnung

Kühlschrank:

Hierbei macht man sich die Eigenschaft zunutze, dass unter kühleren Temperaturen weniger verdunstet, und daher das Terpenprofil geschont werden und die Trocknung länger dauert.

Bei mir habe ich die Pflanzenteile erst nach 2 Wochen aus dem Kühlschrank geholt, bis ich sie dann kurzerhand in meiner Trockenbox und an Luft getrocknet habe, weil es mir zu lange gedauert hat.

Das Aroma war sehr schlecht. Es hat den Geruch vom Kühlschrank etwas angenommen (Zwiebeln, Fisch, etc.) und riecht auch sonst, nach dem Curing, echt nicht gut.

4°C waren definitiv zu gering.

Warme Trockenbox:

Hier habe ich so schnell und warm wie nur möglich getrocknet.

### Protokoll
  • Tag 1: 30% RH, 35°C, mit Umluft: Start
  • Tag 2: riecht nicht mehr stark
  • Tag 9: Trockenmittel hat in der Zwischenzeit nicht ganz mitgemacht, RH stieg unkontrolliert an. RH war aber deutlich geringer als Umgebungsluft. Buds waren schon recht trocken und hatten Geruch von Stroh und Pflaume. Ab jetzt ca. 10% RH. Tag 12: sehr “schwerer” Geruch nach Stroh (nicht Heu!),
  • Tag 16: Start Curing. RH stieg im Glas konstant auf 90% -> noch nicht gleichmäßig trocken, hab noch etwas Trockenmittel ins Glas dazu. Geruch nach Blumenwiese, immer noch leicht nach Heu, aber sonst angenehm erhebend, frisch, nach Zeder
  • Tag 19: Entfernt vergleichbares Geruchsprofil wie offen getrocknet, aber deutlich schwächer. Intensität: 3/10. Entfernt wahrnehmbarer Heu-/ Strohgeruch (wurde viel schwächer mit der Zeit), aber irgendwie “fehlt da die Essenz/ Charakter”.
  • Tag 23: Geruch nach Stachelbeere, Pflaume und Apfel. Nicht sehr intensiv, aber angenehm
  • Tag 27: wie Tag 23

Ergebnisse:

  • Trocknet nicht ganz gleichmäßig, das Weed kann beim Curing noch etwas “nachschwitzen”
  • Zu hohe Temperaturen haben leichtflüchtige Aromastoffe gekillt
  • Geruch ist ähnlich, aber nicht so gut und intensiv, wie offen getrocknet

Zusammenfassung

Use-Case

Am besten dürfte eine Kombination aus Trockenbox und offener Trocknung sein.

Mit der Trockenbox kann man, insbesondere bei nassem Outdoormaterial, viel Pflanzenmasse trocken kriegen, um sie vor dem Schimmeln zu bewahren.

Getestet habe ich das auch noch zusätzlich mit Basilikum vom Balkon, der war nach 3 Tagen knochentrocken und hat sehr intensiv gerochen, stärker als frisch!

Die Box ist optimal, wenn man den Geruchspegel in der Wohnung gering halten möchte oder feuchtes Weed von draußen hat, welches sonst schimmeln kann.

Wie schnell trocknen?

Jedoch darf man nicht zu schnell zu viel trocknen, sonst kann sich das Aroma beim Curing nicht voll entwickeln.

Das Pflanzenmaterial sollte so lange wie möglich lebensfähig (also feucht) gehalten werden, wie es nur geht, ohne, dass es schimmelt. Ansonsten droht die Gefahr auf Heugeruch.

Temperatur

Erwärmen (>25°C) sollte man die Box auf keinen Fall! Für die Trocknung machen ein paar Grad mehr nicht viel aus, aber dafür gehen viele Aromen flöten.

Kühlschranktemperaturen sind dafür viel zu gering, es stellen sich gefühlt sämtliche physikalische und biologische Prozesse ein, und es trocknet nichts.

Wenn man die Box so nutzt, dass man bei geringen Temperaturen (15-20°C) und nicht so extrem geringen Feuchtewerten (20-40% RH) für wenige Tage vortrocknet und sie dann dem “Slow and steady” von 60/60 näher bringt, kann man damit sicherlich erstklassige Ergebnisse erzielen!

Ich werde meine Box deshalb weiterhin benutzen, aber nicht mehr so “aggressiv” trocknen.

Das wäre dann folgendes Schema, um mal ein paar Zahlen zu nennen:

  • Ernte mit möglichst großen intakten Buds, dabei ein paar Blätter dran lassen, möglichst Zweige verwenden
  • Die ersten 1-2 Tage bei 10-30% RH trocknen, unbedingt mit indirekter Umluft! (kleiner USB-Ventilator)
  • Danach, wenn sich die Blätter einrollen und die Pflanze langsam trocknet, nach 2-4 Tagen die Luftfeuchtigkeit auf 30-50% erhöhen, Ventilator drosseln
  • Eine weitere Woche bei 40-70% trocknen, ohne Lüfter
  • Danach mit Boveda curen und anfangs Glas täglich kurz, danach nur noch gelegentlich lüften.

Was ist also am besten?

Ich würde mal sagen, wenn ihr eine Garage, Hütte, Keller, oder ähnliches habt, das. Dafür braucht ihr nichts extra kaufen, und solange es kühl und moderat trocken ist, ist es optimal.

Für mich ist es wohl die Trockenbox, da ich dort alles am besten überwachen und eingreifen kann.

  • @[email protected]
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    fedilink
    Deutsch
    23 months ago

    Nach dem Curing riecht das Kühlschrankgras aber zumindest nicht mehr nach Zwiebeln und Fisch, oder?

    • FliegenpilzgünniOP
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      fedilink
      23 months ago

      Doch, schon noch ein bisschen. Wobei der Kühlschrank eigentlich relativ neutral gerochen hat.

      Durch die Kälte ist was passiert… Es riecht total unangenehm nach billigem Parfum, frischem Polster, einfach… igitt.

        • FliegenpilzgünniOP
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          fedilink
          23 months ago

          Bei mir steht die nächste Ernte sehr bald an, dann werde ich mir mal eine Kühltruhe ausleihen und diese auf 10-15°C einstellen.

          • Ey ich frag doch nur
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            13 months ago

            Vielleicht vorm einschalten auch nochmal gut mit Essig ausreiben und auslüften lassen. Oder gleich die ganze luftdichte Trockenbox da rein