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“Die Philippinen bilden gezielt sehr viele Pflegekräfte aus, die dann im Ausland arbeiten sollen. Doch in die Bundesrepublik wollen nur wenige, ihr Ruf ist inzwischen schwer beschädigt.”
Vorallem sie wollen lieber nach Saudi Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate als nach Deutschland, weil sie dort besser behandelt werden. Das ist nicht nur Rassismus, es ist auch eine Kultur mit einem schlechten Arbeitsklima.
Wobei gerade ältere Menschen tendenziell noch stärkere rassistische Tendenzen haben, und oft leider auch wenig Hemmungen diese zu äußern. Insbesondere wenn diese auf eine Pflegekraft angewiesen sind, was viele nur noch weiter verbittern lässt.
Wie kommt das? Saudi-Arabien ist mir ja nicht gerade als ein Land bekannt, wo Frauenrechte hoch geschätzt werden. Und die Arbeitsverhältnisse der Ausländer beim Bau z.b. der Fußballstadien waren ja auch nicht vergleichbar mit dem Arbeitsrecht in Deutschland. Wieso sollte es dort in Pflegeberufen besser sein?
Regime ist schlicht der französische Begriff für Regierung. Gibt es Leute, die unter keiner Regierung arbeiten (Arbeitslose, Kinder und Rentner jetzt mal außen vor)?
und bedeutet, wenn man ihn im Deutschen benutzt, mehr als nur das.
Wahr. Dennoch war die Verwendung des Begriffs im OP ziemlich schräg.
Vielleicht sollten wir, wenn wir über die miesen arbeitsrechtlichen Verhältnisse in anderen Ländern herziehen, manchmal daran denken wie bei uns die ausländischen Arbeiter in der Fleischindustrie leben. Oder auf dem Bau.
Und in den anderen Branchen, die es nur noch nicht in die Nachrichten geschafft haben.
Und wir sollten uns darüber klar werden, dass bei uns niemand dafür eintritt, die Ausbeutung von ausländischen Arbeitern zu verhindern.
Es geht uns nur darum, Ausländer loszuwerden. Obwohl wir sie brauchen. Nein, wir sind nicht klüger, besser, gerechter als der Rest der Welt.
Als private 1:1 Pflegekraft für einen reichen Saudi arbeiten stelle ich mir angenehmer vor als in einem deutschen Heim als einzige Kraft für 20 Vollpflegefälle verantwortlich zu sein. Zwar beides Extremfälle, aber die Tendenz ist sicher da.
Was ich jetzt sage ist ganz sicher nur ein Teilaspekt, aber ich glaube dennoch die Wahrheit:
unsere Vorstellung davon wie Saudi-Arabien ist, wie es für Ausländer ist, in Saudi-Arabien zu leben und zu arbeiten; diese Vorstellung ist zu einem großen Teil von unserem Rassismus und unserer Islamophobie geprägt.
Da werden irgendwelche medienwirksamen gesetzlichen Auswüchse zum normalen Leben in dem Land erklärt und den Bürgern des Landes wird die ganz normale universelle Menschlichkeit aberkannt.
Zusammen mit unserer Besserwisserei und Rechthaberei, mit unserer Arroganz und Überheblichkeit eine sehr unangenehme Mischung, insbesondere für Menschen aus Ländern, in denen kulturell eher subtil mit Meinungsverschiedenheiten und Dissenz umgegangen wird.
Interessanter Artikel hier: https://www.arabnews.com/node/2433581/amp
Klingt so als wäre es vor allem ein Mix aus sehr einfachen Visaregeln, vielen offenen Stellen und dass es schon gut etabliert ist.
Haben die eine bessere Außendarstellung oder geht es Gastarbeitern dort wirklich besser?
Eine Chance auf Einbürgerung und langfristige Teilhabe gibt es meines Wissens dort nicht.
Naja Einbürgerung will halt nicht mal jeder und Teilhabe ist eigentlich auch egal wenn man nur ein paar Jahre Geld arbeiten und Geld nach Hause schicken will. Diese Denkweise dass jeder unbedingt den deutschen Pass und hier für immer bleiben will ist halt mit schuld an dem Problem.
Die Golfstaaten sind auch näher an der Heimat für Leute aus Südostasien. Ich glaube die Arbeitsbedingungen in Saudi Arabien und in den Emiraten sowie der Rassismus in der Gesellschaft im allgemeinen sind auch ziemlich schlimm. Aber wenn alle in deinem Team auf der Arbeit aus dem gleichen Land kommen, man generell englisch sprechen kann und man ansonsten auch unter sich bleiben kann, dann ist das einfach anders als hier in Deutschland. Hier sind ja nichtmal Migranten zweiter oder dritter Generation als deutsch akzeptiert und in den Medien führen die Leute immer ständig irgendwelche Integrationsdebatten, als würden wir alle nicht verstehen, dass diese Debatten nicht mit sondern über uns geführt werden.
Das ist ja genau die Denkweise, die in der Bundesrepublik während des Wirtschaftswunders vorherrschte. Die Denkweise, die Integration verhinderte und heute stark kritisiert wird.
Ja versteh ich schon. Aber du musst da unterscheiden zwischen Leuten, die sich hier ein neues Leben aufbauen wollen und Leuten, denen es erstmal nur um Karrierechancen oder Geld verdienen geht.
Zur ersten Gruppe würde ich eher Flüchtlinge zählen. Die zweite Gruppe sind halt Fachkräfte, die oftmals global umworben sind. Ich kenne viele Araber, die hier Jobangebote abgelehnt haben und lieber nach Dubai gegangen sind, obwohl sie Aussicht auf den deutschen Pass gehabt hätten, was durchaus attraktiv zum reisen ist. Denen sind aber die Löhne hier zu niedrig, die Steuern zu hoch und sie haben halt keinen Bock, sich ewig als Menschen zweiter Klasse zu fühlen. Sprache ist da gar nicht mal das wichtigste Thema.
Aus den Fachkräften können durchaus auch viele langfristig bleiben wollen, dazu müsste sich aber die Einstellung der deutschen grundlegend ändern. Man müsste akzeptieren, dass die Vietnamesin, der Ägypter, der Brasilianer, die Inderin, der Türke, die Nigerianerin hier nicht mehr zum Kloputzen und Essen machen sind, sondern dass das die Elite aus deren Ländern ist.
Die sind hier, weil sie es sich mehr oder weniger aussuchen können, ob sie einen Studienplatz oder Job in den USA, UK, oder irgendwo in Westeuropa annehmen wollen. Die wollen sich nicht wie Dreck behandeln lassen und sind dann im Zweifel weg, wenn’s ihnen hier zu viel wird. Dass das mittlerweile auch Pflegekräfte betrifft, zeigt ja nur, wie fundamental dieses Problem auch in der Denkweise der Deutschen verankert ist.