Nach zu vielen Jahren im Münchner Umland, täglichem Irrenpendeln und Menschen, die viel zu oft scheinheilig sind, überlege ich ernsthaft hier wegzuziehen. Vielleicht was in Niedersachsen oder so in einer kleineren Stadt. Also leeres Blatt, absolut alles unbekannt.
Gibt es hier welche, die ähnlich krasse Schritte gegangen sind? Wie habt ihr das Umzugsproblem gelöst? Hat sich der Lebenswandel letztendlich gelohnt oder bereut ihr den Schritt im nachhinein doch?
Moin aus dem “echten Norden”, Ich bin letztes Jahr aus München nach Lübeck gezogen, arbeite aber noch aus dem HomeOffice in München und fahre regelmäßig runter.
Als Hannoveraner hab ich zwischenzeitlich alle Ecken Deutschlands bewohnt, Leipzig, Kaiserslautern, München und nun Lübeck. Wir einige schon geschrieben haben hat jede Ecke ganz eigenes zu bieten.
Umzug haben wir selbst organisiert, da ein Unternehmen auf die Strecke teuer war. Einmal alle Möbel, zwei Wochen danach alle Menschen und Tiere.
Ich mags hier sehr, das liegt zum einen an der Stadtgröße, wo alles erreichbar ist und du von allem irgendwie was mitbekommst und zum anderen an der Nähe zum Meer. Ne Ecke Kühler ist’s auch, sodass man den grauen Herbst mögen muss, dafür geht man im Sommer hier net ein.
Die Nähe zu Hamburg schätze ich ebenso, unfassbar bunte Stadt in einigen Ecken und immer ein Erlebnis. Mir taugts aber mehr dort nur zu Besuch zu sein.
Wenn du aufs Bergwandern verzichten kannst ist’s hier im Norden sehr schön. :)
Als Hannoveraner hab ich zwischenzeitlich alle Ecken Deutschlands bewohnt, Leipzig, Kaiserslautern, München und nun Lübeck.
Lautre!
I feel you! Ich bin westlich von München, aufgewachsen in BaWü. München ist einfach ekelhaft. Macht doch vielleicht mal den einen oder anderen Städtetrip? Einfach mal für ein paar Tage die Städte anschauen, die evtl in Frage kommen würden. Dann hat man zumindest schon eine kleine Idee, ob es einem da gefallen könnte…
Genau so ein Städtetrip war der Auslöser für den Gedanken, dass diese Stadt meine Lebenszeit nicht mehr wert sein könnte :)
Tja aber wohin…
Wie so immer gilt auch hier, dass man die Menschen erst richtig kennenlernt, wenn man eine längere Zeit dort wohnt. Will heißen, dass jede Region ihre Eigenheiten hat, die sich später erst richtig zeigen. Das größere Problem ist dann meist, dass man irgendwann merkt, dass es anderswo auch schwierig ist, weil man sich immer irgendwie fremd fühlt. Das Ankommen kann mal einfacher und mal schwerer sein. Gerade bei Kleinstädten gehört man entweder schnell dazu, oder man wird nicht richtig akzeptiert. Das ist eine Gratwanderung.
Kann ich absolut so bestätigen. Ich war sehr lange Zeit in China in einer wirklich großen Stadt, mußte dann vor 5 Jahren nach Deutschland zurück. Aus Gründen der einfacheren Wohnungssuche nach Mecklenburg, in eine sehr kleine Stadt.
Vorteile:
- Die Wohnung sehr schnell gefunden, groß genug und bezahlbar.
- Kurze Wege zur Arbeitsstätte, zum Supermarkt, Bäcker, zum Arzt und Zahnarzt (leider nicht überall der Fall).
- Alle Ämter dicht beieinander, so daß ich die Anmeldung und weitere Behördengänge innerhalb kürzester Zeit erledigen konnte. Da jeder jeden kannte, wurde mir sehr schnell geholfen.
- Größere Städte in der Nähe, insofern recht schnell Arbeit gefunden.
- Tolle Landschaft, sauberes Wasser, Wälder, sogar etwas hüglig.
- Die Menschen aufgeschlossen und nett, interessiert.
- Es gibt sogar erstaunlich oft kulturelle Veranstaltungen in der Stadt und im Umland.
Nachteile:
- So richtig warm wurde ich fast nur mit Zugewanderten, der ursprüngliche Mecklenburger ist dann doch recht reserviert, wenn man nicht seit vielen Generationen dazugehört.
- Und die Verkehrslage des öffentlichen Nahverkehrs (ich mußte davor nie Auto fahren, kann es auch nicht), ab 18.00 Uhr ist es nicht so einfach, wieder nach Hause zu kommen.
- Auf lange Sicht die Leute dann doch viel zu neugierig, alles wird beobachtet und spricht sich dann herum, war mir schließlich zu persönlich.
- Die Wichtigkeit der Beziehungen – Bürgermeister, Bäcker, Apotheker, Parteien, Kirche … – je nachdem, was man möchte, können diese Verknüpfungen einen blockieren, als Fremdem nutzen sie einem selten.
Bin jetzt endlich wieder in meiner Heimatstadt Berlin gelandet und blühe wieder auf, mußte feststellen, daß eine Kleinstadt so gar nicht meins ist. … nur meine six pence.
Ist also immer eher würfeln als planen, oder?
Hab schon viel darüber sinniert, was sich ändern würde, jenseits des offensichtlichen. Der eigene Rucksack wird dadurch ja weder leichter noch schwerer. Was sich ändern würde, wäre einfach der generelle Umgang miteinander. Ich hatte vor ner Weile mal ein Wochenende in einer anderen kleineren Stadt verbracht und war richtig schockiert, wie freundlich alle miteinander umgingen, sogar im Einkaufszentrum. Alle entspannt, viel langsamere Gangart als ich das kenne. Jeder lässt jedem genug Platz und ich hatte sogar das Gefühl, dass ich die Regel “du fährst nicht zu schnell genug” im Autoverkehr streichen konnte.
Seitdem wälze ich hin und her, ob mir die schöne Landschaft hier wichtig genug ist, mir den Stress langer verstauter Arbeitswege anzutun für ein Leben zwischen Leuten, die andere Leute gefühlt kaum wertschätzen und im bestenfall versuchen Teil der Landschaft zu sein und bloß nichts miteinander zu tun zu haben.
Ist vielleicht etwas persönlich von mir, aber so kommt es zu solchen Fragen, wie es anderen ergangen ist, die sich auch dazu entschieden haben, die Großstadt aufzugeben und so richtig weit wegzuziehen.
Ja, jede Region ist anders, und in der Qualität gibt es da schon deutliche Unterschiede. Ich denke mit einem Umzug kann man die Qualität seines Lebens schon drastisch verändern.
Wenn man neu in eine eingeschworene Gemeinschaft kommt, kann das natürlich schwierig sein. Da kommt es auf die eigene Mentalität an und wohin genau. Meist muss man die Lebensart der Menschen dort akzeptieren und eine Menge Schnaps mit irgendwem trinken, dann klappt das manchmal ;-)
Aber ich würde sagen viele Klischees über deutsche Regionen stimmen (leider) auch. Aber damit kann man schon einmal halbwegs abschätzen ob das etwas wird.
Ich würde dich ja einladen ins Ruhrgebiet zu ziehen, hier sind die Menschen recht okay (im Allgemeinen). Aber das Nahverkehr-Problem löst du damit nicht.
(Apropos: Hat hier jemand Niedersachsen und Scheinheilig gesagt?)
Uff, schwierig zu sagen, ohne die Liste der möglichen Städte zu haben.
Bei Braunschweig würde ich dir zu Vorsicht raten. Hab bei meinem letzten Besuch gesagt bekommen, dass es in der Region nicht viel mehr als Industrie und Tagebau gibt, und habe das Buch „Braunschweig schön trinken“ im Hotel gesehen. Kann natürlich alles schlimmer klingen als es es ist.
Also, da ich der Franconian Nomad bin, empfehle ich dir natürlich Franken. Und zwar in deinem Fall Nürnberg, Würzburg oder Bayreuth. Schöne Städte mit schöner Umgebung, und preislich nicht vergleichbar mit München.
Mein Favorit ist tatsächlich Oberfranken mit Städten wie Hof an der Saale und Kronach, dem Fichtelgebirge in der Umgebung, der Nähe zu Tschechien und Sachsen und Thüringen. Da bin ich allerdings die wohl die Ausnahme, viele ziehen aus dem Strukturschwachen Norden Bayerns weg. Und für dich wahrscheinlich sowieso weniger interessant.
Aber ja, bei größeren Umzügen ist auch immer ein gewisses Maß an Würfeln und Glück dabei.
Also, da ich der Franconian Nomad bin, empfehle ich dir natürlich Franken. Und zwar in deinem Fall Nürnberg, Würzburg oder Bayreuth. Schöne Städte mit schöner Umgebung, und preislich nicht vergleichbar mit München.
Mein Favorit ist tatsächlich Oberfranken mit Städten wie Hof an der Saale und Kronach, dem Fichtelgebirge in der Umgebung, der Nähe zu Tschechien und Sachsen und Thüringen. Da bin ich allerdings die wohl die Ausnahme, viele ziehen aus dem Strukturschwachen Norden Bayerns weg. Und für dich wahrscheinlich sowieso weniger interessant.
Ernst gemeinte Frage: Wieso lässt du Bamberg aus? Ich finde es sehr schön hier und von der Verkehrsanbindung besser als alle anderen oberfränkischen Städte. Ich bin vor fast 5 Jahren vom Rhein an die Regnitz gekommen und habe es noch nicht bereut.
Bamberg ist super, ich wollt es noch schreiben und dann vergessen. Wäre tatsächlich mein Favorit unter den genannten Städten.
Alles klar, ich hatte mich schon gewundert was ich hier verpasst habe :)
Ich sehe Franken, ich wähle hoch.
Bin ebenfalls im ländlichen Franken gelandet. Vorher Raum Frankfurt am Main. Jetzt 30 Minuten bis zur nächsten Autobahnauffahrt.
Was mir ein wenig fehlt ist das kulturelle Angebot. Konzerte, Museen, Zoo, Palmengarten… Auch dass es ohne Auto bzw. Lastenrad :) kaum geht, da der ÖPNV quasi nicht existent ist. Einkaufen ist auch komplizierter geworden. Bzw. Plant man jetzt weiter voraus und kauft einmal für die Woche ein statt von Tag zu Tag. Der nächste Asia Supermarkt ist dann auch mal nicht eben um die Ecke.
Dafür ist es wunderbar ruhig. Viel günstiger (Miete, Ausgehen, …). Persönlicher, ich kenne fast alle Leute in meiner Strasse per „du“ und man plaudert auch regelmäßig. Das führt dazu, dass man auf mehr Hilfsbereitschaft stößt. Ich brauche zb ein Werkzeug, ich frage den Nachbarn… Stadt war dann doch eher anonym. Ich bin zu Fuss in 5 Minuten im Grünen. Ich bekomme einen Termin auf der Stadt, muss einfach nur hingehen, ohne Anmeldung.
Habe den Vorteil viel im Home Office zu arbeiten, sonst hätte ich mir das vielleicht auch nochmal überlegt.
Viel pro, einiges an kontra. Irgendwie eine Lifestyle Entscheidung die jeder selbst treffen muss, ob Stadt oder Land.
Freut mich dass es dir gefällt!
Franken kann sehr ländlich sein, je nach Region. Ich kenne Leute vom Dorf, die erst mal ein paar Minuten mit dem Auto fahren müssen, damit sie einkaufen können. Das wäre mir dann wieder zu weit ab vom Schuss.
Ich habe das beste aus beiden Welten erwischt, ich lebe auf dem Land, aber mein Ort hat Einkaufsmöglichkeiten und super Nahverkehrsanbindung an eine der im anderen Post genannten Städte. Halbe Stunde mit dem Zug, und ich bin der Stadt. 5 Minuten mit dem Fahrrad und ich bin in der Natur! Ich liebe es!
Vielleicht magst Du Dir den Wikipedia-Artikel zu Braunschweig, v.a. zum Thema Wirtschaft, anschauen. Da steht genau das Gegenteil von dem, was Du schreibst.
Bedeutungslos ist der Autokonzern aus Wolfsburg trotzdem nicht.
Falschen Kommentar erwischt? Stimme Dir aber uneingeschränkt zu.
Okay, das klingt tatsächlich ziemlich gut, und ich meine nicht nur im Bereich Wirtschaft.
Ich hab im Prinzip nur dass erzählt, was die Barkeeperin mir bei meinem Eine-Nacht- Aufenthalt gesagt hat. Aber ist ja oft so, dass Städte und Regionen besser als ihr Ruf sind.
Danke 👍
Als Braunschweiger kann ich da vielleicht etwas Perspektive geben. Stimmt schon, dass die Industriefirmen in der Stadt / Region eine Menge prägen. Gefühlt findest du in jeder Gruppe wen der für VW, Siemens, Bosch, die SZ AG oder so(New Yorker ist halt auch von hier) arbeiten. Aber dir Restaurantszene ist für die Größe der Stadt echt gut, die Stadt ist schön grün, es wird immer mehr gemacht um angenehme Aufenthaltsplätze zu schaffen.
Ich bin selbst vor einigen Jahren von München nach Kassel gezogen und habe es nicht bereut. Kassel ist zwar viel, kleiner und schrundiger hat aber viel mehr Entfaltungsmöglichkeiten geboten als München.
Pendeln, oh ja da sagst du was.
Aber machen wir mal back to the office nachdem wir während Corona gute arbeit zuhause leisteten.
Also München schafft es aus einer geringen km Zahl einen unerträglichen Pendel weg zu machen.
Danke Auto lobby und danke deutsche Bahn und den Politikern diesbezüglich.
Ich habe schon mit einigen Freunden und Bekannten in Deutschland verstreut gesprochen: es hat überall seine Tücken, absolut. Wir sind hier halt Stauhauptstadt.
Am liebsten würde ich aufs Land ziehen, da ist der Stau zwar nicht besser aber man hat zumindest Luft zum atmen im mehrfachen Sinne.
Aber vielleicht mal zu den eigentlichen Fragen.
Wir wohnten in Garching, dann noch 2x unterschiedlich im Münchner Osten. Zuvor in bawü. Ja, die Umzüge hatten sich immer gelohnt.
Umzugsproblem verstehe ich nicht, entweder man macht oder nicht. Wir waren so geübt dass an einem Wochenende das meiste durch war. Stress, klar.
Bin gerade in einem AirBnB Angebot in Stein, Fürth.
Selber komme ich aus dem Raum Reutlingen und bin gerade zu Besuch für 3 Tage.Wow ist der ÖPNV gut getaktet im Vergleich zu Reutlingen.
Zwar kann ich in meiner Heimatatadt relativ einfach die Linien der Nachbarorte in Anspruch nehmen auf Nürnburg hat so eine gute Taktung in der Innenstadt, dass ich meist nur länger als 10min warten musste.
Da hast du jetzt ziemlich viele Variablen offen gelassen. Was ist mit Job, Beziehung, etc?
Warum Niedersachsen und nicht Thüringen, BaWü oder Hessen, welches näher an deinem bisherigen Wohnort (und Familie?) liegt?
In Bayern gibt es auch schöne Städte, z.B. in Franken: Bamberg, Nürnberg, Bayreuth, etc. mit einer Mentalität näher an Thüringen als an Oberbayern.
Schwieriges Thema, welches auch viel mit Glück und der eigenen Einstellung zu tun hat.
Jobmäßig bietet sich mir die Möglichkeit, mehr oder minder frei zu wählen, solange ich in der nähe bestimmter Großsstädte bleibe. Braunschweig ist so ein Beispiel in meinem Fall. Meine bessere Hälfte muss alles aufgeben, aber will unbedingt mit weil sieht selber keine Zukunft mehr in Muc. Finanzen wären also schon vorhanden, allerdings eher knapp. Familie ist kaputt. Macht keinen Unterschied wo ich/wir hinziehen.
Ja, dann geht doch nach Mecklenburg-Vorpommern. Rostock oder auf eine der Inseln. Wenn Home Office möglich ist, würde ich das jederzeit tun. Günstige Mieten, Meer in der Nähe.
deleted by creator
Interessanter Topic, danke dafür. Ich erwäge dasselbe, allerdings erst in frühestens 10 Jahren (aus diversen Gründen). Ziel meiner Träume wäre mein Geburtsort (Braunschweig). Mein Partner ist leider nicht überzeugt, aber ich habe ja noch Zeit, ihn zu überzeugen. Mir geht es in München zwar gut, aber die Stadt ist mir einfach zu groß und voll…
Wie sind die Braunschweiger denn eigentlich so drauf? Und was unterscheidet sie so im Allgemeinen von den Münchnern bzw. Umland München?
Irgendwie “normaler”, bodenständiger und nicht so ekelhaft prollig. Und ich mag hochdeutsch sowieso viel lieber hören…
Wir sind halt eine Unistadt, da ist man Fluktuation gewohnt ;) Ansonsten gibt es eigentlich für alle was. Je nach dem in welcher Ecke du verkehrst hast du natürlich auch mal arrogante Schnösel die sich für was besseres halten - aber das hat man überall denke ich